
Inklusive: Mit Herausforderungen in Krisen umgehen.
Die Wahrheit hinter den Dingen ist kompliziert. Vielleicht hast Du Dich schon öfter gefragt, warum ständig so viele schlechte Nachrichten in den Zeitungen stehen und die guten Nachrichten so rar sind.
Oft konsumieren wir einfach ohne zu bewerten!
Gute Dinge machen Spaß, genauso wie gute Nachrichten. Wir haben daran Vergnügen, sie sind allgemein für uns hilfreich.
Schlechte Nachrichten sind schmerzhaft und schädlich für uns. Und dann gibt es noch neutrale Nachrichten. Sie sind weder das eine noch das andere und haben keine Bedeutung für uns.
Schlechte Nachrichten sind, wie der Name schon sagt „schlecht“ und das nicht nur für die, die davon betroffen sind, sondern für alle, auch für uns. Es ist überaus wichtig, dass wir sie als solche erkennen - denn manchmal tun wir das nicht und konsumieren alle Nachrichten.
Wir teilen sie nicht in schlechte und gute Nachrichten, sondern nehmen einfach alles auf – wir konsumieren einfach ohne zu bewerten.
Die Negativitätsverzerrung des Gehirns
Die Standardeinstellung unseres Gehirns ist leider so, dass wir uns eher auf schlechte Nachrichten konzentrieren und gute Nachrichten werden von unserem Gehirn eher selektiv aufgenommen.
Die Entwicklung des Gehirns mit dem gesamten Nervensystem hält bereits ca. 600 Millionen Jahre an. Schon unsere Ur-Ur-Urahnen mussten versuchen zwei Arten von Fehlern zu vermeiden:
1. zu denken, dass ein Säbelzahntiger im Gebüsch sitzt – auch wenn schlussendlich gar keiner da war und
2. mussten sie vermeiden, zu denken, dass alles in Ordnung ist, während tatsächlich ein Säbelzahntiger im Gebüsch saß und im Begriff war, unseren armen Vorfahren als Snack zum Mittag zu verspeisen.
Was kostete der Fehler Nummer 1? Unnötige Sorgen, unnötige Aktivierung sämtlicher Stresshormone durch dieses kleine Organ namens Amygdala, welches in unserem Stammhirn seinen Platz hat.
Wie hoch waren die Kosten für Fehler Nummer 2? Nicht wieder gut zu machen – denn er kostete das Leben!
Lieber zweimal vorsichtig – als einmal tot
Wir haben also ein Gehirn, das dazu neigt, immer wieder den Fehler Nummer 1 zu machen, um zu vermeiden, dass wir Fehler Nummer 2 machen – aber den nur einmal.
Folglich werden negative Erfahrungen schnell im Gehirn aktiviert, nach dem Motto: „lieber zweimal vorsichtig, als einmal tot“.
Während positive Nachrichten, genau wie positive Erfahrungen wie feiner Sand einfach durch unser Gehirn rinnen, verfügen die schlechten Nachrichten anscheinend über einen Superklebstoff, mit dem sie in unserem Gedächtnis haften bleiben.
Infolgedessen überschätzen wir Bedrohungen, wie die aktuelle Corona-Krise, routinemäßig, unterschätzen aber gleichzeitig unsere Ressourcen und Möglichkeiten, die wir wahrnehmen könnten, um für uns nützliche Dinge zu tun, die uns beruhigen, inspirieren, die Chancen und Lösungen beinhalten usw.
Natürlich gibt es unentwegte Optimisten. Die meisten von uns sind jedoch so eingestellt, dass sie zum Beispiel nach der Krise noch härter arbeiten werden, um weiteren Schmerz in einer neuen Krise zu vermeiden.
Grundsätzlich arbeiten wir hart, weil wir eher Schmerz vermeiden wollen, als Freude zu erlangen.
Jeder, der sich schon einmal mit Marketing-Strategien beschäftigt hat, hat sicher mindestens einmal den Satz gehört, dass eher jene Werbeüberschriften Gewinn bringen, die die Vermeidung eines Schmerzes aufgreifen, als die, die Freude auf ein bestimmtes Ziel auslösen.
Schmerzvermeidung hat für Menschen einfach einen grösseren Einfluss im Gehirn.
Das finde ich Wahnsinn! Denn es ist fast so, als ob wir in einem subtilen Albtraum leben, indem die Schatten und Bedrohungen nah und intensiv sind, während unsere Ressourcen und Möglichkeiten fern und schwach erscheinen.
Wir denken auch noch der Albtraum sei real und es mache keinen Sinn, unsere Ressourcen überhaupt wahrzunehmen, weil sie eh nichts nützen.
Das ist falsch – und ein wichtiger Hinweis darauf, dass wir mehrheitlich „erstarren“, innerhalb einer von aussen erzeugten Angst.
Wie viele Weisheitsgelehrten glaube auch ich, dass die Hauptursache von Leiden und psychischem Schmerz ein nicht sehen wollen ist, und zwar von dem „was IST“. Unwissenheit und Illusion sind Geister, die wir schleunigst ad acta legen sollten.
Ein Beispiel: Wir haben ein Problem mit unserem Chef. Unsere Annahme ist, dass die Problemlösung einen bestimmten Verlauf nehmen wird. Weil wir das annehmen, definieren wir Sätze zu Gesprächen, die so nie geführt werden. Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht wissen können, was konkret im ganzen Verlauf des Problems mit dem Chef geschehen wird, aber wir tun so, als ob der ganze Ablauf des Problems schon klar wäre.
Sehr oft sind wir ausserstande, schlicht und einfach das anzunehmen, was jetzt gerade IST. Das, was Du jetzt gerade weisst, ist die ganze Wahrheit – und nichts anderes. Das, was sein könnte ist Zukunft – und die ist in der Gegenwart nur Illusion.
Aufwachen und klar sehen ist die Devise
Erinnern Sie sich an eine Begebenheit in Ihrer Vergangenheit, als Sie feststellten, dass Dinge doch nicht so schlimm gekommen sind, wie Sie es vorher dachten? Wie hat es sich angefühlt, in dieser plötzlichen Erkenntnis „zu erwachen“?
In der Wahrheit zu leben, bedeutet sowohl gut als auch schlecht klar zu sehen.
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich nichts übrig habe, für den berühmten Satz: „denke einfach positiv“ und auch nichts davon halte, alles durch eine rosarote Brille zu betrachten.
Wir müssen echte Bedrohungen auf allen Ebenen erkennen. Das ist wichtig!
Um mit wirklich schlechten Nachrichten gut umzugehen, hilft es, die guten Nachrichten, die ebenfalls wahr sind, genau so intensiv zu spüren, wie die negativen.
Das hebt unsere Ressourcen hervor, es relativiert die Idee, dass wir jeden Tag, jede Minute herausgefordert werden und nur noch mit Problemen belastet sind. Es lässt Raum für die positiven Erfahrungen, die wir jeden Tag ebenfalls machen und die die Hauptgrundlage sind für innere Stärke, wie Dankbarkeit und Mitgefühl für sich selbst und für andere Menschen.

Erkenne, wenn kein Säbelzahntiger im Gebüsch sitzt.
Lasse innere Stärke jeden Tag in Deinem Leben anwachsen, nicht nur in Zeiten der Corona-Krise, sondern wirklich jeden Tag des Lebens.
Mit Herausforderungen in Krisen umgehen
Betrachte Deine Ängste. Besonders die ganz alltäglichen:
- Wenn ich sage, was ich wirklich fühle, werden mich die Menschen nicht mehr wertschätzen oder verlassen oder verletzen.
- Wenn ich um eine Gehaltserhöhung bitte, werde ich sicher meinen Job verlieren.
- Wenn ich einen Partner suche, wird mich sicherlich keiner mehr wollen.
Betrachte diese Behauptungen. Wie viele sind wirklich wahr? Wir können es meist nicht präzise beantworten, weil wir noch nie den neuen Chef um eine Gehaltserhöhung gefragt haben, weil wir noch nie die eigene Meinung in die Welt „posaunt“ haben oder weil wir schon lange aufgehört haben, nach einem Partner zu suchen…
Stelle Dir die drei wichtigsten Fragen dazu:
- Zu wie viel Prozent schätze ich, dass meine Befürchtungen wirklich eintreten werden?
- Wenn das Befürchtete tatsächlich eintritt, wie schlimm wäre das für mich (auf einer Skala von 1-10)?
- Wenn das Ereignis eintreten würde und ich mich wirklich schlimm fühlen würde: was wäre mein Plan, um damit umzugehen? Kann ich für mögliche kommende Problemstellungen bereits jetzt einen Plan B entwerfen?
Erkenne Chancen!
Denke jetzt an die vielen Dinge, die Dich schützen und unterstützen. Denke an die inneren Stärken, die Du in der Vergangenheit nutzen musstest, um schwierige Lebenssituationen zu meistern und die Dich stark gemacht haben.
Was wolltest Du schon immer machen? … hast Dir aber gesagt, dass es wohl aussichtslos ist, damit überhaupt anzufangen.
Frage Dich ernsthaft, was passieren würde, wenn Du nur 20 Minuten am Tag in Meditation, in Bewegung oder in Gespräche mit einem Freund oder Partner investieren würdest – oder was sich alles verändern könnte, wenn Du in alle 3 Bereiche täglich Zeit investierst J
Was wäre, wenn…
... Du eine halbe Stunde am Tag für ein Projekt aufwenden würdest? Zum Beispiel ein Buch schreiben, die Grundlagen für einen Karrierewechsel legen, ein Musikinstrument lernen oder ein Bild malen? Betrachte so eine der vielen Möglichkeiten, die sich Dir noch öffnen können.
Wenn wir uns heute umschauen, können die Bilder überwältigend wirken, besonders in Krisenzeiten, wie dieser. Es ist leicht, sich in hilfloser Empörung zu verlieren. Natürlich haben nur wenige von uns die Macht, tiefgreifende strukturelle Veränderungen im ganzen Land vorzunehmen.
Aber wir haben die Macht, jeden Tag etwas zu tun, dass das Leben für die Menschen um uns herum ein wenig besser macht.
Und wenn Du damit beginnst, dann breiten sich ganz allmählich Deine Bemühungen in immer grösseren Kreisen aus – wie die Kreise auf einem See sich ausbreiten, die einzig durch einen winzigen Stein verursacht wurden.

Wir sind in unserem eigenen Leben nie hilflos! Die Worte, die wir sprechen, die Aufmerksamkeit, die wir geben, die Hände, die wir halten, die Blicke, die uns sagen, dass wir wichtig für jemanden oder etwas sind.
Das alles ist wichtig. Wichtig für andere und wichtig für sich selbst. Das Wissen, dass die eigene Anstrengung selbst gut ist – und dass wir die Anstrengung gemacht haben, ist eine zutiefst gute Nachricht – für uns und für unser Gehirn!
Also – hole Dir die guten Nachrichten J
Segensreiche Grüsse und bleibt gesund
Jeannette Akermann
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