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Steh auf und tu was gegen Mobbing

Neulich in meiner Gesundheitspraxis. "Neben all meinen Belastungen und grösseren und kleineren Problemen macht mir das, was meine Tochter gerade in der Schule erlebt die grössten Sorgen - ich weiss nicht, wie ich ihr helfen kann". Soweit eine Klientin. Es ging um Mobbing in der Schule, das ihre heranwachsende Tochter gerade erlebte.

 

 

 

Wenn Tochter oder Sohn sich im Wesen verändern, still und stiller werden, sich immer mehr zurückziehen, keine Lust mehr haben raus zugehen, morgens nicht mehr zur Schule wollen, plötzlich schon am Monatsbeginn kein Taschengeld mehr haben oder sogar mit blauen Flecken und schlimmerem nach Hause kommen, dann ist es höchste Zeit genau hinzuschauen.

 

Eltern leiden, wenn es ihren Kindern schlecht geht.

 

 

 

Die zu laut und zu schnell "du bist das Opfer" schreien, sind oft Schafe im Wolfspelz und die bemitleidenswertesten Kreaturen, die es gibt, weil sie vom Leid anderer leben.  

Ich möchte dann zuerst von meiner Klientin wissen, ob sie mit Ihrem Kind darüber reden kann. Ob die Tochter sich ihr anvertraut und sagt was los ist, was die Ursache ist. Oftmals ist es gerade dieses Nicht-wissen, was Eltern so belastet. 

 

Ein gutes Mass an Mitgefühl, viele Gespräche darüber und eine ganz praktische Begleitung ist sinnvoll, aber bitte kein Mitleid anbieten. Kein "komm ich beschütze dich vor der bösen Welt da draussen und haue alle um, die dir was böses wollen".

Das nächste, dass Sie daraufhin hören werden ist ein: Du hast ja keine Ahnung - lass mich in Ruhe.

 

Erzählen Sie Ihrem Kind, von der eigenen Erfahrung, in der eigenen Kindheit und Schulzeit. Es gab doch bestimmt auch in Ihrer Schulzeit oder auch später im Beruf  immer mal wieder Menschen, die anderen ihren Willen aufzwingen wollten und wenn nicht anders machbar, dann mit Gewalt.  

Mobber und Tyrannen sind weit verbreitet. Auf allen Ebenen, von Kindergärten und Schulhäusern bis hin zu Sitzungsräumen und Präsidentenpalästen. Und insgesamt gesehen, schaffen sie eine grosse Menge an menschlichem Leid. 

 

Was kann man tun?

Erst geht es mal darum, das Mobbing ganz klar zu erkennen und es auch zu benennen. Mit dem Aussprechen "ich werde gemobbt" ist es klar definiert, hat einen Namen und schafft alles diffuse und alles neblige drumrum aus dem Weg. Wenn ein Mensch sich selbst die Wahrheit eingesteht und ganz klar ausspricht "ich werde gemobbt" dann kann dieser Mensch auch zu folgender Erkenntnis kommen:

 

"Du tyrannisierst mich. Du hast für den Moment vielleicht Macht über mich. Aber diese Macht hast du nicht mit Recht erringen können. Du hast betrogen und gelogen, um diese Macht über mich zu bekommen. Darum erkenne ich sie auch nicht an. Ich habe keine Angst vor Dir, ich erkenne genau, was du bist und wer du bist".

 

Den Mobber entlarven. Diese haben meistens einige oder alle dieser folgenden Eigenschaften

- sie müssen dominieren - müssen ein Alphatier sein

- sie wollen Angst verbreiten und zwar bei denen, die "eins-unten-dran" sind

- sie haben kein Mitgefühl

- sie vermeiden persönliche Verantwortung

- sie wollen täuschen, sie manipulieren bewusst an Missständen, um Unterstützer zu gewinnen 

- sie suchen Schuldige - Sündenböcke - oftmals Minderheiten oder einzelne Individuen

- sie betrügen, sie verstecken bewusst die Wahrheit, weil die Macht, die sie ausüben wollen auf Lügen beruht

 

Mit welchen Mitteln kann man, abhängig von der Situation, hier arbeiten?

- Bauen Sie nach und nach Ressourcen innerer Stärke auf 

- Suchen Sie Verbündete - vielleicht andere Schüler, die ebenfalls von der gleichen Person gemobbt werden, Lehrer oder andere Eltern

- Schützen Sie sich selbst. Denn Achtung: vielleicht sind Sie in einer Situation, in der Sie die Mobbing-Situation nicht ohne Weiteres verlassen können. Wie zum Beispiel als Schüler. Die Schule zu verlassen ist möglich, aber geht oft nicht von heute auf morgen. Möglicherweise müssen Sie abwägen, wann es eine gute Zeit wäre, um diese Situation zu verlassen. Handeln Sie nicht Hals über Kopf. Dann hätte der Mobber gewonnen. Das wäre schade!

 

- Wenn die Zeit reif ist - Konfrontieren Sie Mobber mit ihren Lügen

- Lachen Sie Mobber aus - sie sind in der Regel sehr dünnhäutig

 

- Das Wichtigste: Lassen Sie den Tyrannen nicht auch noch in Ihren Kopf eindringen. Schlimm genug, dass er da draussen gegen Sie arbeitet. Seien Sie sich bewusst, dass es Stellen und Dinge in dieser schönen Welt gibt, die ausserhalb der Kontrolle des Mobbers liegen. Gehen Sie nicht in eine "Problem-Trance". Das bringt nur schlaflose Nächte und Augenringe. Entfernen Sie so viele Endlosschleifen wie möglich und zwar die der hilflosen Empörung und der Phantasien des "das zahle ich Dir zurück"

Stehen Sie auf gegen Tyrannei und Mobbing, gegen Menschen, die Sie schikanieren. Für solche Herausforderungen braucht es psychologische Ressourcen wie Resilienz, Vertrauen und Selbstwertgefühl. 

 

Falls Sie oder Ihre heranwachsenden Kinder zu diesem Thema Unterstützung brauchen, schauen Sie auf diesen Unterseiten meiner website nach: https://www.lebenszeichen.ch/positive-neuroplastizit%C3%A4t/               >> https://www.lebenszeichen.ch/themen/pr%C3%BCfungsangst-und-lernstress/

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